Cannabis-Zertifikate entschlüsselt: Was drinsteht & warum es zählt
2025-05-07
Wenn Du medizinisches Cannabis nutzt oder Dich darüber informierst, bist Du vielleicht schon einmal auf das Thema Analysezertifikate (CoAs) gestoßen. Klingt erstmal sehr technisch, ist aber ein unglaublich wichtiges Dokument für Deine Sicherheit und Therapie.
In diesem Blogbeitrag entschlüsseln wir gemeinsam, was in so einem Analysezertifikat steckt, wie Du es liest und warum es gerade im Kontext von medizinischem Cannabis und den strengen EU-GMP-Richtlinien – auch mit Blick auf 2025 – unverzichtbar ist.
Was ist ein CoA überhaupt?
Ein Certificate of Analysis, zu Deutsch Analysenzertifikat, ist sozusagen der Laborbericht Deines Cannabisprodukts. Es wird von einem unabhängigen, zertifizierten Labor ausgestellt und listet detailliert die Inhaltsstoffe und Eigenschaften der getesteten Produktcharge auf. Es zeigt Dir schwarz auf weiß, was drin ist – und was eben nicht drin sein darf.
Wo finde ich ein CoA?
Apotheken und medizinischem Fachpersonal bekommen die Zertifikate üblicherweise direkt vom Hersteller. Patienten haben keinen direkten Zugang.
In Deutschland hat sich die Webseite Copeia etabliert, um die Zertifikate online zugänglich zu machen. Wir zeigen Dir auf den Produktseiten die jeweiligen Chargen in Zusammenarbeit mit Copeia an, sofern Daten vorhanden sind.
Warum ist ein CoA überhaupt Dein bester Freund als Patient?
Viele denken: „Kommt doch aus der Apotheke, wird schon passen.“ Klar, in Deutschland gilt eine hohe Grundqualität – aber:
- Cannabis ist ein Naturprodukt – jede Charge ist etwas anders
- Kleine Schwankungen bei THC, CBD, Feuchtigkeit etc. sind völlig normal
- Ein CoA gibt Dir die Möglichkeit, selbst zu prüfen, was genau Du bekommst.
- Besonders wenn Du mal eine veränderte Wirkung oder unerwartete Nebenwirkungen bemerkst, kann ein Blick ins CoA helfen, mögliche Gründe aufzudecken.
Was ist eine Charge?
Eine Charge ist eine genau definierte Produktionsmenge. Jede Charge hat eine eigene Nummer (z. B. 2403A), die auf der Originalverpackung für Apotheken und im CoA stehen muss. Wenn Du ein CoA anschaust, sollte es immer zur Chargennummer Deiner Blüte passen.
Was passiert vor dem CoA?
Bevor so ein CoA überhaupt das Licht der Welt erblickt, ist schon eine ganze Menge passiert. Dein medizinisches Cannabis hat eine spannende Reise hinter sich:
- Der Anbau erfolgt in speziell kontrollierten Anlagen (nach GACP / EU-GMP)
- Nach der Ernte wird das Cannabis getrocknet, verarbeitet, ggf. bestrahlt
- Dann wird eine Laboranalyse durchgeführt – das Ergebnis ist das CoA
Das CoA ist also das Prüfzertifikat, bevor das Produkt offiziell zugelassen wird.
Dein CoA-Spickzettel: Die Abschnitte im Detail
Jetzt wird’s spannend! Wir schauen uns an, welche Infos Du typischerweise in einem CoA findest. Die Aufmachung kann leicht variieren, aber diese Kernpunkte sind meist dabei:
Abschnitt 1: Das Cannabinoid-Profil
Hier siehst Du, welche und wie viele der berühmten Cannabinoide in Deinem Produkt enthalten sind. Das ist entscheidend für die Wirkung und Dosierung.
Parameter | Toleranz (Label-Angabe) | Beispielwert |
---|
Total THC | 90–110 % | 19,5 % |
Total CBD | 90–110 % | 1,5 % |
CBN / CBG | < 1 % | > 0,1 % |
Was Du dazu wissen solltest:
- “Total” THC/CBD: Die Cannabinoide liegen in der Pflanze oft als Säuren vor (THCA, CBDA). Erst durch Erwärmung (z.B. im Vaporizer – das nennt man Decarboxylierung) werden sie in ihre aktive Form (THC, CBD) umgewandelt. Die “Total”-Werte im CoA berücksichtigen das bereits und geben Dir den relevanten Wirkstoffgehalt an.
- Prozentangabe (% w/w): Das bedeutet “Gewicht pro Gewicht” und bezieht sich meist auf die getrocknete Gesamtmasse des Produkts. Also z.B. 19,5 Gramm THC pro 100 Gramm Blüten.
- Erlaubte Schwankungen: Da Cannabis ein Naturprodukt ist, sind leichte Abweichungen vom deklarierten Wert (der auf Deiner Packung steht) normal und erlaubt. Die neue europäische Richtlinie besagt, dass der gemessene Gehalt zwischen 90% und 110% des angegebenen Wertes liegen muss. Dein Produkt mit deklarierten 20% THC darf also z.B. tatsächlich zwischen 18% und 22% THC enthalten.
- CBN: Entsteht oft durch den Abbau von THC (z.B. durch Alterung oder Lagerung). Ein sehr hoher CBN-Wert könnte ein Hinweis auf ältere Chargen sein.
Abschnitt 2: Die Produkt-Identität – Chargen- & Produktdaten
Dieser Teil ist wie der Ausweis einer Charge Deines Cannabis-Produkts.
Feld | Beispiel |
---|
Produktname | „Strain XY 30/1“ |
Chargen-Nr. | „2403A“ |
Herstellungsdatum | 04/2023 |
Haltbarkeit | 04/2025 |
Analyse-Datum | 12.05.2023 |
Wichtig:
- Chargennummer = Identifikationscode der Analyse
- Analyse-Datum = Zeitpunkt der Prüfung im Labor – je aktueller, desto besser
- Wenn die Nummern nicht übereinstimmen: lieber hinterfragen
Cannabispflanzen können, wie andere Pflanzen auch, Stoffe aus ihrer Umgebung aufnehmen. Schwermetalle kommen natürlich im Boden und Umgebung vor. Daher ist eine strenge Kontrolle auf Schwermetalle unerlässlich.
Alle Pflanzen welche zum Verzehr verwendet werden, müssen die Grenzwerte nach EU-GMP erfüllen. Getestet wird auf Blei, Cadmium, Arsen und Quecksilber.
Stoff | Grenzwert (ppm) | Beispielwert |
---|
Blei (Pb) | < 5,0 | < 0,1 ppm |
Cadmium (Cd) | < 1,0 | < 0,05 ppm |
Arsen (As) | < 1,0 | < 0,05 ppm |
Quecksilber (Hg) | < 0,1 | < 0,05 ppm |
ppm = “parts per million”, also “Teile pro Million”. 1 ppm ist winzig – wie ein Tropfen Tinte in einem großen Wassertank (ca. 50 Liter).
Was Du dazu wissen solltest:
- Die Grenzwerte sind im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt und sehr streng, besonders für Produkte, die inhaliert werden.
- Idealerweise siehst Du hier Angaben wie „ND“ (None Detected = Nicht nachgewiesen), „< Wert“ (kleiner als der Bestimmungsgrenzwert des Labors) oder ein klares „Passed“ (Bestanden). Das bedeutet: Alles im grünen Bereich!
Abschnitt 4: Die Mikrobiologie – Schimmel, Keime & Aflatoxine
Hier geht es um unsichtbare Gefahren: Bakterien, Schimmelpilze und deren giftige Stoffwechselprodukte während sie leben (Aflatoxine / Mykotoxine). Für Deine Gesundheit ist es extrem wichtig, dass Dein medizinisches Cannabis hier gute Werte aufweist. Eine moderate Belastung ist jedoch völlig normal. Durch das hohe wirtschaftliche Risiko durch Ausfälle für die Hersteller, werden die medizinischen Blüten nach der Ernte in der Regel anders weiterverarbeitet als im Genussmarkt.
Das CoA zeigt die Ergebnisse der Tests auf:
- Gesamtzahl aerober Mikroorganismen (TAMC)
- Gesamtzahl an Hefen und Schimmelpilzen (TYMC)
- Spezifische pathogene Keime wie E. coli, Salmonellen, Staphylococcus aureus, Pseudomonas aeruginosa und bestimmte Aspergillus-Arten.
Aerob bezeichnet man Organismen, die in einer Umgebung mit Sauerstoff leben können.
Parameter | Grenzwert / Vorgabe | Beispiel-Ergebnis |
---|
TAMC | < 500.000 KBE/g (10⁵) | 6200 KBE/g |
TYMC | < 50.000 KBE/g (10⁴) | 2400 KBE/g |
Aflatoxine | < 2 ppb | < 0,5 ppb |
Bakterien | Abwesend in 1 g | entspricht |
Salmonellen | Abwesend in 25 g | entspricht |
ppb = “parts per billion”, also “Teile pro Milliarde”. Noch viel kleiner als ppm!
Was bedeutet KBE/g?
KBE/g steht für „Koloniebildende Einheiten pro Gramm“. Das ist ein Maß dafür, wie viele lebende Mikroorganismen (wie Bakterien oder Pilzsporen, die sich vermehren können) in einem Gramm Deines Cannabisprodukts gefunden wurden. Je niedriger dieser Wert, desto reiner und „sicherer“ ist das Produkt. Für medizinisches Cannabis, das Du inhalierst, sind die Grenzwerte besonders streng!
Wie interpretiere ich die Werte?
Schimmelsporen sind omnipräsent (das heißt, sie sind überall, immer da), selbst in der Arktis. Du atmest sie jeden Tag ein, daher ist es vorallem bei einem Naturprodukt in kleinen Mengen unbedenklich. Liegen die Werte unter 10 KBE/g, wurde das Produkt wahrscheinlich nachbehandelt. So niedrige Werte sind beinahe steril und unmöglich natürlich zu erreichen.
Manche Apotheken führen eigene Freigaben durch und bewerten das Zertifikat selbst. Die Cann24 Apotheke aus Hamburg sagt dazu:
Ab einem TYMC von 20.000 KBE/g oder einem TAMC ab 100.000 KBE/g geben wir keine Freigabe für eine unbedenkliche Inhalation der Wirkstoffe.
Das führt dazu, dass diese Apotheke gewisse Chargen bewusst nicht verkauft.
Abschnitt 5: Die Physikalischen Eigenschaften – Feuchtigkeit & Fremdstoffe
Auch die “äußeren Werte” spielen eine Rolle für die Qualität.
Testfeld | Grenzwert (Beispiel) | Ergebnis (sollte Grenzwert entsprechen) |
---|
Fremdstoffe/Fremdbestandteile | 2 % (Ph. Eur.) | 0,1 % / bestanden |
Feuchtigkeit (LOD) | 10-12 % (Ph. Eur. max 12%) | 7,5 % |
Visuelle Prüfung | Keine sichtbaren Mängel (Schimmel, Insekten, etc.) | bestanden / einwandfrei |
Warum das für Dich zählt:
- Fremdstoffe: Hier wird geschaut, ob z.B. Samen überhandnehmen oder gar Verunreinigungen da sind. Microseeds werden hier leider häufig nicht erfasst.
- Feuchtigkeit (LOD = Loss on Drying / Trocknungsverlust): Ein zu hoher Feuchtigkeitsgehalt ist der beste Freund von Schimmel. Daher sollte der Wert niedrig sein. Das Europäische Arzneibuch gibt z.B. einen maximalen Trocknungsverlust von 12,0 % vor. Der Wert sagt aus, wie viel vom Gesamtgewichts der Blüte aus flüchtigen Bestandteilen (Wasser, Terpene) besteht. Er steht also für die Restfeuchte und hat nichts mit dem Trocknungsprozess an sich zu tun.
- Visuelle Prüfung: Das Labor schaut sich die Blüten genau an: Farbe, Struktur, ob Trichome (die harzigen Drüsen) gut ausgebildet sind und ob Schimmel oder andere Verunreinigungen mit bloßem Auge erkennbar sind.
Abschnitt 6: Die Sache mit der Nachbehandlung
Vielleicht hast Du schon mal gehört, dass medizinisches Cannabis bestrahlt oder “keimreduziert” wird.
- Warum? Viele Cannabisprodukte, insbesondere Blüten, werden mit ionisierender Strahlung behandelt. Das ist ein etabliertes Verfahren, um eventuell vorhandene Keime (Bakterien, Pilzsporen) sicher abzutöten und die mikrobiologische Qualität zu gewährleisten.
- Ist das sicher? Ja, dieses Verfahren ist für Arzneimittel zugelassen, gängige Praxis und gilt als sicher. Es hat nach derzeitigem Wissensstand keinen negativen Einfluss auf die therapeutische Wirkung oder Sicherheit der Cannabinoide. Es kann aber das Terpenprofil leicht verändern. Einige Patienten haben die subjektive Erfahrung gemacht, den Unterschied stark wahrzunehmnen.
- Besonders wichtig: Für Patientengruppen mit einem geschwächten Immunsystem ist diese zusätzliche Sicherheitsmaßnahme von großer Bedeutung. Das ist der eigentliche Grund, warum die Grenzwerte so streng sind.
- Keimreduzierung: Ein Thema worüber die Hersteller nicht gerne sprechen ist die Verwendung von Methoden der Keimreduzierung welche nicht angegeben werden müssen. Typischerweise wird hier nicht ionisierende Strahlung verwendet, z.B. Radiofrequenz.
- Dampfbehandlung: Eine andere Methode ist die Dampfbehandlung. Hier werden die Blüten (in der Regel unter Vakuum) mit Wasserdampf oder reaktiven Gasen (z.B. Sauerstoff) behandelt. Auch diese Methode muss nicht immer angegeben werden. “Unbestrahlte” Chargen können also auch nachbehandelt sein.
Wird das im CoA angegeben?
Nicht immer – in guten CoAs ist erkennbar, ob ein Produkt bestrahlt wurde. Manchmal steht dort „irradiated“ oder eine Einheit wie „< 10 kGy“ (Kilogray = Strahlendosis). Die mikrobiologische Belastung ist ebenfalls ein guter Indikator um zu sehen, ob das Produkt keimreduziert wurde. Liegt der Wert für TAMC oder TYMC >10 KBE/g, wurde das Produkt wahrscheinlich keimreduziert.
Abschnitt 7: Pestizide und Düngemittel
Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln (Pestiziden) und Düngern ist im Anbau von medizinischem Cannabis strengstens reglementiert. Im CoA wird bestätigt, dass:
- Keine unzulässigen Pestizide verwendet wurden.
- Eventuelle Rückstände von erlaubten Mitteln weit unter den gesetzlichen Grenzwerten liegen. Das Europäische Arzneibuch (Ph. Eur. Monographie 2.8.13) listet hunderte von Substanzen, auf die getestet werden muss.
- Auch hier gilt: Werte sollten idealerweise “nicht nachweisbar” sein oder die Grenzwerte deutlich unterschreiten.
Was ist mit Terpenen?
Terpene sind die aromatischen Verbindungen, die Cannabis unter anderem seinen einzigartigen Duft und Geschmack verleihen (zitrussig, erdig, blumig etc.). Sie können auch die Wirkung der Cannabinoide beeinflussen (der berühmte “Entourage-Effekt”). – dies ist Wissenschaftlich jedoch nicht nachgewiesen.
Einige Datenblätter der Hersteller listen auch ein Terpenprofil auf. Diese Datenblätter sind für Patienten jedoch nicht zugänglich, da es als verstoß gegen das HWG gewertet wird. Apotheken geben die Werte jedoch häufig an.
Was CoAs Dir (meist) NICHT verraten – und worauf Du selbst achten solltest
Ein CoA ist ein mächtiges Werkzeug, aber es bleibt ein Laborbericht. Es gibt Dinge, die es Dir in der Regel nicht zeigt:
- Die genaue Wirkung oder das Aroma: Auch wenn Cannabinoid- und vielleicht Terpenwerte da sind, ist die individuelle Wirkung sehr individuell.
- Das genaue Alter der Blüte seit der Ernte: Das Herstellungsdatum bezieht sich oft auf die Verarbeitung, nicht die Ernte selbst.
- Wie das Produkt gelagert wurde, bevor es zu Dir kam
- Feine Unterschiede im Terpenprofil von Charge zu Charge: Terpene sind flüchtig und können sich leichter verändern. Wirkungsschwankungen trotz gleichem THC-Wert sind daher manchmal möglich und können auf unterschiedliche Terpenprofile zurückzuführen sein.
🔍 Deine Checkliste für CoAs:
- Verfügbarkeit: Ist ein CoA für Dein Produkt leicht zugänglich? Viele Hersteller und Anbieter wie Copeia stellen sie online, oder Du bekommst sie auf Anfrage in Deiner Apotheke. Ein QR-Code auf der Verpackung – wie von einigen Apotheken praktiziert -, der zum CoA führt, ist super!
- Chargennummer-Check: Stimmt die Nummer auf dem CoA exakt mit Deinem Produkt überein?
- Aktualität: Ist das Analyse-Datum relativ aktuell?
- Verständlichkeit: Kannst Du die Werte nachvollziehen? Frag im Zweifel immer Deinen Arzt oder Apotheker!
CoAs geben Sicherheit und Orientierung
Wir hoffen, Du siehst jetzt klarer: Ein Certificate of Analysis ist kein undurchdringliches Mysterium, sondern Dein persönlicher Schlüssel zu mehr Transparenz und Sicherheit bei Deiner Cannabis-Therapie. Es gibt Dir die Gewissheit, dass Du ein qualitativ hochwertiges und geprüftes Arzneimittel erhältst, das den strengen europäischen Standards entspricht. Es ermöglicht Dir Einblick in eine Charge, bevor Du Dich für einen Kauf entscheidest.
Bei MedCanOneStop setzen wir uns für maximale Transparenz ein. Wo immer es uns möglich ist, versuchen wir, Dir den Zugang zu CoAs zu erleichtern, sei es durch direkte Verlinkungen oder Hinweise auf die Chargeninformationen.
Denn am Ende des Tages zählt vor allem eines: Du hast ein Recht darauf, genau zu wissen, was in Deiner Medizin steckt! Nutze dieses Wissen, um Deine Therapie gemeinsam mit Deinem Arzt optimal zu gestalten.

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